Die Österreichische Mindestsicherungsreform 2010: Von der Armuts- zur Arbeitsmarktpolitik

Fink, MarcelORCID: https://orcid.org/0000-0001-9618-0314 and Leibetseder, Bettina (2019) Die Österreichische Mindestsicherungsreform 2010: Von der Armuts- zur Arbeitsmarktpolitik. Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft (OZP), 48 (1), pp. 19-36. https://doi.org/10.15203/ozp.2714.vol48iss1

[thumbnail of Fink_Leibetseder_OeZP2019_2714-4864-1-PB (1).pdf]
Preview
Text
Fink_Leibetseder_OeZP2019_2714-4864-1-PB (1).pdf - Published Version
Available under License Creative Commons Attribution Non-commercial.

Download (1MB) | Preview

Abstract

Gegen den europäischen Mainstream war die originäre Zielsetzung der in den 2000er Jahren in Österreich verhandelten Sozialhilfereform eine einheitliche und armutsfeste Leistung zu schaffen. Die inhaltliche Ausgestaltung der im Jahr 2010 beschlossenen Bedarfsorientierten Mindestsicherung (BMS) erfüllte diese Bestrebungen jedoch schlussendlich nicht. Der Beitrag analysiert den gegenständlichen Prozess ausgehend vom bis in die 1980er Jahre zurückgehenden und sich wiederholt wandelnden Agendasetting bis zum Beschluss im Nationalrat im Jahr 2010. Als zentral kristallisiert sich dabei, vor dem Hintergrund unterschiedlicher theoretischer Erklärungsansätze, die sich mehrfach verändernde strategische und inhaltliche Positionierung der Sozialdemokratischen Partei (SPÖ) heraus. Ungeachtet dessen, dass ein Eintreten für vergleichsweise generöse Mindestsicherungsleistungen bei politischen AkteurInnen, die ein breites WählerInnenspektrum anzusprechen versuchen, generell eher unwahrscheinlich ist, wird am österreichischen Fall ersichtlich, dass sozialdemokratische Parteien – unter bestimmten „günstigen“ Rahmenbedingungen und mobilisiert von individuellen AkteurInnen – auch proaktiv die Interessen von (potentiellen) MindestsicherungsbezieherInnen und damit von so genannten „Outsidern“ vertreten. Ändert sich der Kontext jedoch in eine Richtung, die ein solches Engagement aus strategischen Überlegungen heraus fragwürdig erscheinen lässt, so besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, vom ursprünglichen Kurs bzw. der früheren Argumentationsbasis abzurücken. Letzteres erleichtert es anderen politischen Kräften wiederum die gegenständliche Debatte dominant in einen gänzlich anderen inhaltlichen Rahmen, im gegenständlichen Fall jenen von „Sozialmissbrauch und Leistungsgerechtigkeit“, zu verschieben.

Item Type: Article in Academic Journal
Keywords: Social Assistance, Minimum Income, Austria, Social Democrats, Hypothesis on Party Differences
Research Units: Labor Market and Social Policy
Date Deposited: 04 Jun 2019 07:33
Last Modified: 19 Sep 2024 08:53
DOI: 10.15203/ozp.2714.vol48iss1
ISSN: 2313-543
URI: https://irihs.ihs.ac.at/id/eprint/5060

Actions (login required)

View Item
View Item